Stuntman reitet in seinem Eisenschwein durch die Wolken KUNSTFLUG

Ralf Buresch aus Könnern probt über dem Flugplatz in Köthen mit seiner Yak 52 Loopings, Rollen und Turns. Zu den Flugtagen am 4. und 5. September können Mutige als Co-Piloten mitfliegen.

 

 

VON KATHARINA THORMANN

KÖNNERN/KÖTHEN/MZ - Der Ablauf ist immer der gleiche: Geschmeidig gleitet Ralf Buresch aus Könnern in seinen Sitzfallschirm, greift zum Kopfhörer und checkt das mit allerhand Instrumenten ausgestattete Cockpit. Kuscheltier-Glücksbringer "Bernd das Brot" hockt wie gewohnt auf der Sitzlehne, als Buresch den Motor seiner Yak 52 anwirft und das Gras vor dem Propeller wie wild herumweht.

"Nach 20 Minuten müssen sich Pilot und Maschine ausruhen."

 

Die "Russische Lady", wie der 49-Jährige auch gern sein 27 Jahre altes Flugzeug nennt, besitzt er erst seit einem Jahr. Seither schwebt der Hobbypilot nicht nur gemütlich über den Wolken, sondern probt wöchentlich waghalsige Stunts wie Loopings, Trudler, Rollen oder Turns. Denn Buresch ist leidenschaftlicher Kunstflieger. Vor drei Jahren bestand er die Spezialprüfung und bereitet sich nun auf die Kunstflugtage am 4. und 5. September auf dem Flugplatz in Köthen vor.

"Was mich daran fasziniert, ist dass man hier die dritte Dimension hat. Alles, was das Flugzeug hergibt, kann man machen", sagt er und beschreibt, wie er ungebremst gerade einmal fünf Meter über der Landebahn mit bis zu 360 Kilometern pro Stunde hinwegsaust, sofort wieder nach oben schießt, um sich dann seitlich wieder absichtlich fallen zu lassen.

120 Liter verbraucht sein "Eisenschwein", Bureschs Lieblingsspitzname für sein blaues Fluggerät, bei diesen Manövern pro Stunde. "Wenn ich normal fliege, reicht die Hälfte", sagt er. Doch das war dem Piloten, der sich seit sieben Jahren in der Luft fortbewegt, zu langweilig. "Ich konnte mich mit meiner Cessna nicht auf den Kopf drehen", erklärt er den Wechsel zur Yak. Fliegen wollte Buresch schon immer. Als Kind schwärmte er mit seinem Vater am Boden über die Flugzeuge am Himmel. Über den Flugmodellbau fasste er sich nach der Wende ein Herz und begann mit dem Flugschein bei der Flugschule Gutenmorgen in Aschersleben.

Jetzt lässt er sich beim Fliegen zuschauen. 20 Minuten dauert ein Kunstflug in 1 500 bis 2 500 Fuß Höhe. "Dann müssen sich Pilot und Maschine ausruhen", sagt Buresch augenzwinkernd. Obwohl ihm die Manöver am Himmel trotz Höhenangst nichts auszumachen scheinen. "Am Abgrund zu stehen ist schlimmer, als im Flugzeug zu sitzen", meint der Inhaber eines Mobilfunkgeschäftes in Bernburg. Die Fliegerei ist für ihn Nervenkitzel und Freizeitbeschäftigung zugleich. An diesem lässt er auch gern mutige Flugfans als Co-Piloten in seinem Zweisitzer teilhaben. Erbrochenes der Gäste nach einer Kunstflugtour unter anderem auch über seinen Heimatort Poley kommt ihm nur im äußersten Notfall in die Tüte. Dafür hängt ein großer Beutel aus dem Supermarkt bereit. Fassungsvermögen: 20 Liter. "Eigentlich gilt bei mir aber die Regel, dass nicht im Flugzeug gebrochen wird, sonst müsste ich das ganze Inventar rausreißen", sagt Buresch.

Dafür durfte der Kunstflieger aber schon eine Menge Münzen aus seinem Cockpit sammeln. Deshalb gilt für jeden Fluggast: "Erst einmal Taschen ausleeren." Der älteste, mit dem Buresch die kubanische Acht geflogen ist, war 86 Jahre alt, der jüngste sechs. "Es kann jeder mitfliegen, der in den Sitz passt und keine Herz-Kreislauf-Erkrankung hat." Wer sich traut, darf dabei sein, wenn der Kunstflieger zu "einem der schönsten Erlebnisse, die es auf der Welt gibt", aufbricht. Immer mit an Bord ist Plüschbeschützer "Bernd das Brot" und die Freude auf ein Stück Freiheit am Himmel.

Wer Interesse hat, einmal bei einem Kunstflug im Cockpit zu sitzen, kann sich im Internet unter

www.kunstflug-live.de melden.

 

Ralf Buresch

Kunstflieger